Meine Multimodale Schmerztherapie

Eine Therapieart, die ich bisher nicht kannte, aber selbst miterlebten durfte.

Schmerztherapien gibt es viele, weshalb ich anfaenglich auch enormen Bedenken hatte, wie und ob ich das machen sollte. In meinem Umfeld kenne ich zwei Personen, die auch schonmal eine Schmerztherapie durchgemacht haben. Sehr schmerzhaft, die Opiat- und Schmerzmittelaenderung und Reduzierung und die andere Person wurde drei Wochen mit div. Opiaten stillgestellt.

Hatte ich eigentlich auf beides keine Lust.

Wir sind hier ein DreierTeam. Jeder ist ein chronischer Schmerzpatient, ich bin aber der Juengste.

Ich habe 10 Tage lang Gespraechsstunden, Krankengymnastik, Entspannungseinheiten, medizinische Untersuchungen und von unserem Schmerztherapeuten taegliche Aufgaben. Meine Zeit hier, dreht sich nur um Schmerzen, und wie ich lernen kann, das in meinem Leben zu integrieren. Wir im Dreierteam haben uns schnell zusammengefunden, da wir alle aufgrund der selben Problematik nach Hilfe suchen.

Dieser Ansatz, der vielen unteschiedlichen aber aufeinander aufbauenden Einheiten (multimodal), gefaellt mir ausserordentlich gut, dass man nicht versucht, den Schmerz zu lokalisieren und zu entfernen, was einfach nicht moeglich ist.

Wer ueber einen langen Zeitraum Schmerzen hat, kann irgendwann auch nicht mehr unterscheiden, ob diese real sind oder nicht. Schmerzen sind aber real, und haengen in vielen Faellen nicht nur von medizinischen Faktoren ab, sondern auch viel von somatischen Stoerungen.

Und gerade solche Dinge lassen sich nicht in 10 Tagen loesen.

Im medizinischen Umfeld gibt es eine Schmerzskala, von 0 bis 10, wobei jeder Patient die 10 fuer sich selbst bestimmt mit dem der Person selbst bekanntesten groessten Schmerz.

Der war bei mir mit 30 Jahren eine schwere Entzuendung in der Huefte. Das Knochenfell in der Hueftpfanne war so stark gereizt, dass ich diesen Wert als "meine 10" gesetzt hatte.

Ich lebe seit 15 Jahren mit meinen Schmerzen, bis vor 7 Jahren nochmal ein Schub kam, der final Ende 2020 eine Neusetzung der Schmerzobergrenze nach sich zog.

Durchschnittlich war ich bei 3-4. Damit konnte ich noch gut umgehen und es war einfach normal. Im letzten Jahr ging es aber immer oefter auf 7-8.

Im Maerz bekam ich einen Termin bei einem Schmerztherapeuten. Alleine das ist schon eine Besonderheit. Es gibt immer weniger Schmerztherapeuten und die, die da sind, haben oftmals Aufnahmestopp.

Ich hatte Glueck und fand einen Guten. Zu dem Zeitpunkt lag ich durchschnittlich schon bei 6-7. Wir passten die Medikamente an, und ich kam wieder runter auf 3-4. “Wir”, weil ich eben selbst am besten weiss, was mir gut tut und was nicht. Mein Arzt steht beratend daneben und beobachtet, wie er selbst sagt. Er ist der Dompteur, der von oben auf das Mauslabyrinth schaut und alles kennt. Ich bin die Maus, die durch das Labyrinth laeuft. Vor gut 2 Monaten hab ich dann wieder mit Opiaten angefangen. Teufelszeug, aber es hilft. Und so kam ich auf unter 1.

Ein Traumwert, der mich wieder am Leben teilhaben laesst und mir auch wieder das Denken ermoeglicht.

Und ich muss lernen, dass ich meine Medikation auch lange nehmen kann und muss. Ich kann nicht mehr von heute auf morgen etwas aendern.

Ich stelle aktuell eine Pendelwaage dar, die ausgeglichen ist. Und das will ich festigen. Und das geht nur, wenn ich meine Situation akzeptiere und damit leben lerne.

Ich liege auf Station 9, im 4. Stock. Ich hatte ein Ziel am Anfang der Woche. Ich wollte im Treppenhaus runter und wieder raufgehen koennen.

Heute habe ich geschafft. Und darauf bin ich stolz. Trotz HydroMorphon.

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